Sandwichkind – Fluch oder Segen?

Ich selbst bin ein sogenanntes Sandwichkind – also das mittlere von mehreren Geschwistern. Ich habe eine 4 Jahre ältere Schwester und eine um 9 Jahre jüngere Schwester. Als ich ein Kind war, habe ich mich sehr oft benachteiligt gefühlt – und das obwohl meine Mama immer versucht hat für alle drei Kinder gleich viel da zu sein und keinen von uns dreien zu bevorzugen. Jetzt weiß ich wie schwer das sein kann, aber als Kind habe ich das ganz anders empfunden. Ich war neidisch auf meine große Schwester, eben weil sie älter war und ihr schon viel mehr erlaubt wurde. Ich war aber auch auf meine kleine Schwester neidisch – das Nesthäkchen, dem viel zu viel erlaubt wurde.

Sandwichkind – das mittlere Kind

Oft habe ich dann abends geweint. Ich fühlte mich unverstanden und ich war sauer. Es war einfach schwierig für mich, meine eigene Position zu finden. Rückblickend kann ich jetzt darüber lächeln, aber als Kind habe ich das oft als schlimm empfunden. Als Teenager habe ich mir dann geschworen, dass ich selber nie 3 Kinder haben werde, denn das mittlere Kind zu sein ist nicht einfach und das wollte ich einem meiner Kinder ersparen.

Nun habe ich selbst 3 Kinder

Meine Familienplanung hatte eigentlich mal ganz anders ausgesehen. Geplant war immer nur 1 Kind, das zweite kam dann (gewünscht) schneller als erwartet. Der Altersunterschied beträgt gerade einmal 22 Monate. Meine Familie war nun mehr als komplett für mich. Der Wunsch nach einem dritten Kind kam aber auch und ich dachte absolut nicht mehr an meinen Vorsatz von damals nie 3 Kinder zu bekommen. So kam unser kleinster dann 26 Monate nach dem mittleren. Der Altersabstand zwischen den dreien beträgt also immer um die 2 Jahre.

Bis vor kurzem hatte ich keinen Gedanken mehr an „Sandwichkinder“ mehr. Bis mich Christopher etwas fragte und ich ihm als Antwort gab: „Lass das mal den Alex machen – der ist schon groß.“ Christopher schaute mich empört an und sagte traurig: „Aber Mama ich bin auch schon groß.“

3 Kinder

Das brachte mich zum Nachdenken und der Einsicht, dass ich ihm wirklich oft etwas nicht zutraue. Alexander ist der große – ihm erlaube ich einfach schon mehr und Sebastian ist der kleine – ihm lasse ich öfters mal was durchgehen, wofür ich Christopher schimpfen würde. „Er ist doch noch klein und versteht das noch nicht“, sage ich dann oft. Aber ist das wirklich so?

Verhalten von Sandwichkindern

Nach meiner Erkenntnis, dass ich ehrlicherweise manchmal ungerecht zu ihm bin, habe ich mich über dieses Thema ein wenig belesen. Und ich musste feststellen, dass sich sehr viele mittleren Kinder benachteiligt fühlen. Ich habe auch gelesen, dass diese Kinder dann oftmals versuchen mit auffälligem Verhalten die Aufmerksamkeit der Eltern zu bekommen.

Eine schwierige Situation. Nicht nur für die Kinder – sondern auch für die Eltern. Ich bin in der Situation beide Seiten zu kennen. Ich selbst war das mittlere Kind und bin nun Mama eines mittleren Kindes. Ich halte mir das nun öfters vor Augen.

Ich würde jetzt mal behaupten, dass Christopher kein auffälliges Verhalten an den Tag legt. Im Kindergarten ist er eher zurückhalten und brav. Zuhause kann er sich auch mal längere Zeit alleine beschäftigen und auch sonst ist er ein sehr umgängliches Kind – auch wenn er einen Dickkopf hat. Wenn er sich was in den Kopf gesetzt hat, dann kann er auch schon mal eine große Ausdauer an den Tag legen.

Wenn ihr uns schon länger folgt, dann wisst ihr bestimmt, das Christopher nicht alleine schlafen will. Nacht für Nacht kommt er ins Schlafzimmer getapst und sucht die Nähe zum Papa oder zu mir. Wenn ich so darüber nachdenke, dann kommt dies vielleicht daher, dass er sich so einfach die Nähe und Zuwendung holt die er braucht und die tagsüber im Trubel vielleicht oft zu kurz kommt.

Sind 3 Kinder optimal?

Schon länger stelle ich mir die Frage, ob die Kinderanzahl ideal ist. Oder ob vielleicht doch nur 2 Kinder oder doch 4 Kinder besser wären. Ich beobachte meine Kinder viel, wenn sie spielen und es wird eigentlich fast immer einer ausgegrenzt. Manchmal lassen die beiden kleinen den großen nicht mitspielen, meisten aber wird der kleinste ausgeschlossen.

Aber es sind eigentlich immer 2 gegen 1. Auch das kenne ich noch von meiner eigenen Kindheit. Wir waren viel mit den Nachbarskinder zusammen und der Nachbarsjunge war so alt wie meine große Schwester. Oft haben sie mich dann ausgeschlossen – das fand ich immer so ungerecht und es machte mich traurig.

Wenn wir aber Kinder zu Besuch haben und es ist eine gerade Kinderanzahl, dann klappt das spielen meist ohne Ausgrenzung. Dann spielen entweder alle zusammen, oder immer kleinere Gruppen. Wisst ihr wie ich meine?

Manchmal denke ich deshalb, ein viertes Kind wäre noch schon gewesen. Einfach weil dann auch der kleine noch einen kleinen hätte. Versteht ihr?

Für mehr Achtung der Sandwichkinder

Vielleicht konnte ich euch ein wenig die Augen öffnen und ich blickt vielleicht nun auch mit etwas anderen Augen auf eure Sandwichkinder. Ich für meinen Teil versuche nun jedenfalls mehr auf das Verhalten von Christopher zu achten und ihm nun auch mal mehr zu zutrauen – wie eben dem großen auch. Oder ihm auch mal was durchgehen zu lassen – wie dem kleinen halt auch.

Ich versuche die Balance zu finden – ich hoffe es gelingt mir, denn das mittlere Kind zu sein ist oft schon schwer genug. <3

 

Alles liebe
eure Steffi

 

3 Kommentare

  1. Liebe Steffi,
    ich bin gerade durch einen Zufall auf deinen Blog gestoßen. Bei Pinterest erschien das Foto zum Sandwichkind und da ich selber auch drei Jungs (8, 5 und knapp 2 Jahre alt) habe, fühlte ich mich gleich angesprochen.
    Mir geht es genauso wie dir: ich versuche unseren Mittleren gut im Blick zu behalten, habe aber auch immer wieder das Gefühl, dass es uns nicht immer gleich gut gelingt. (Die beiden Großen räumen auf und die beiden Kleinn gehen pünktlich ins Bett;-) ) Mein Vorsatz war eigentlich immer entweder zwei oder vier Kinder zu bekommen, bloß nicht drei. Aber im Leben läuft eben nicht immer alles nach Plan…
    Ich selber habe drei Geschwister und bei uns war auch nicht immer alles so toll. Mit meiner jüngeren Schwester habe ich sehr viel gestritten und die beiden noch jüngeren Brüder hatten auch viel Streit untereinander. Doch wenn es drauf ankam, haben alle zusammengehalten. Und das, denke ich, wird auch bei drei Kindern so sein.
    Wichtig ist, dass alle drei das Gefühl haben geliebt zu werden und wichtig für uns zu sein. Wenn wir sie dann noch manchmal ein wenig anstupsen um sich untereinander zu vertragen, können sie doch nur zu tollen Menschen heranwachsen :)
    Ich bin ganz gespannt darauf, weiter auf deinem Blog zu stöbern…
    Viele Grüße
    Alexandra

  2. Liebe Steffi, ich selbst bin auch das mittlere von 5 Kindern gewesen, ich habe es nur sehr selten als Nachteil gesehen. Habe aber auch mal ein Buch darüber gelesen und versuche bei meinen drei Kindern den mittleren nicht zu vernachlässigen. Wenn die drei spielen wird aber oft die kleinste ausgegrenzt. Was vielleicht auch daran liegt, dass sie das einzige Mädchen ist. U bei dem ältesten merke ich, dass ich oft viel höhere Erwartungen an ihm habe. Es gibt ein ganz tolles Buch. Geschwisterkonstellation heißt das. Seit dem ich das gelesen habe, fällt es mir leichter in die Kinder reinzufühlen in ihrer Position. Da steht auch, dass man oft das Kind unbewusst bevorzugt, dass die eigene Position hat.
    LG marina

  3. Liebe Steffi,
    Danke für deine Gedanken! Wir haben ja jetzt auch drei Kinder und ich habe mir kürzlich auch Gedanken über das Thema "Sandwichkind" gemacht. Ich glaube aber das jede Position seine Vor und Nachteile hat. Ich war das ältere Kind von zweien und fühlte mich oft benachteiligt. Mein kleiner Bruder wurde oft in Schutz genommen während ich für alles verantwortlich war. Ich versuche mich so fair wie möglich zu verhalten, aber ganz leicht ist es für mich auch nicht.

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.