Eine lange Geburt – Saugglocke oder Kaiserschnitt?

Heute erzählt euch Julia von der Geburt ihrer Tochter. Julia  ist 32 Jahre alt und wohnt in der Nähe von Köln. Sie kommt ursprünglich aus Oberbayern, ist eine berufstätige Mutter von einer Tochter und schreibt seit Ende 2015 über ihre Reisen und Ausflüge mit ihrer Kleinen – egal ob nah oder fern – Hauptsache Familienfreundlich und mit allerlei hilfreichen Tipps.

Hier findet ihr mehr von ihr:

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Geburtsbericht einer langen Geburt

 

Am 16.3.15 (39 + 0 ssw) war ich nochmal beim Arzt und
obwohl ich noch nichts davon gemerkt hab, hatte ich zu diesem Zeitpunkt wohl
schon Wehen. Zusätzlich wurde unsere Kleine endlich auf über 2500g geschätzt,
nämlich auf 2670g und 48cm. Daher war ich ziemlich beruhigt und bin davon
ausgegangen, dass es noch einige Tage dauern wird.

 Am 17.3.15 um 3.30 in der Früh ist es aus mir
rausgetröpfelt, ist das jetzt der berühmte Blasensprung??? (es hieß ja immer
das kann man gar nicht verpassen weil es so ein großer Schwall ist) ­­­­trotzdem
hatte ich das Gefühl, dass es soweit ist. Da einen Tag zuvor festgestellt
wurde, dass unsere Kleine noch nicht im Becken ist haben wir den Krankenwagen
gerufen. Die Fahrt im Krankenwagen war eine sehr rüttelige Angelegenheit, viel
schlimmer als bei den Krankenhausprobefahrten im Auto. Im Kreissaal angekommen
wussten die Hebammen nicht, dass wir kommen, offensichtlich haben die Sanitäter
den Kreissaal nicht informiert. Wir hatten Glück, dass wir kein Frühchen waren,
sonst hätten sie uns wieder weggeschickt. Unsere Hebamme Laura hat dann erstmal
ein CTG geschrieben > keine Wehen zu sehen und den Muttermund untersucht,
1cm. Den Muttermund zu untersuchen ist wirklich eine unfassbar unangenehme
Sache. Danach kam dann auch der berühmte Schwall und es hat auch für die
nächste Zeit nicht mehr aufgehört. Dadurch, dass das Fruchtwasser leicht
grünlich war, wurde mir noch Blut abgenommen und auf CRP überprüft. Es wurde
nochmal einen Ultraschall gemacht und genau wie ein Tag zuvor wurde unsere
Kleine auf 2670g geschätzt. Mit der Aussage, wenn sich bis 15Uhr nichts tut
dann wird eingeleitet, oder wenn das CRP erhöht sein sollte wird früher
eingeleitet sind wir auf Station.

Erstmal auf Wehen warten

Dort haben wir einige Runden auf dem Gang
gedreht, Bewegung soll ja Wehen auslösen. Währenddessen ist mir auch
eingefallen, dass ich ja noch die Spannbetttücher fürs Babybay bestellen
wollte, das haben wir dann auf dem Krankenhausflur noch schnell gemacht. Um ca.
6:30 haben die Wehen dann angefangen alle 7min. Am Anfang hab ich mich noch
gefragt ob es das jetzt ist und der Gynäkologe der zur Visite da war meinte
auch: „ So wie Sie da noch sitzen haben sie noch keine Wehen“. Übrigens, die
Aussage vom Geburtsvorbereitungskurs: Wehen dauern zwischen 30 und 60 sec, kann
ich nicht unterschreiben, meine Wehen haben immer mind. 1.15 min und die
längste hat 3min gedauert. Bis 9.30 hab ich weiter meine Runden gedreht,
gefrühstückt, ständig Wasser getrunken und war gefühlt 1 Mio  Mal auf der Toilette und habe „geatmet“. Das
Atmen hat auch die zukünftigen Stunden dazu geführt, dass ich praktisch nach
jeder Wehe ein Schluck Wasser trinken musste. Meine erste Zimmernachbarin hat
mir von 16h furchtbaren Schmerzen erzählt, genau das was man in dem Moment
hören will.

Ab zum einleiten oder doch nicht?

Dann hieß es plötzlich „um 10 Uhr zum Einleiten“ (mein CRP war also
erhöht), also sind wir wieder runter zum Kreissaal, da meine Wehen zu dem
Zeitpunkt alle 7min kamen und mein Muntermund schon 3cm geöffnet war, war das
Einleiten nicht mehr nötig. Ich wurde gefragt ob ich in die Wanne will, ich war
mir erst nicht ganz sicher, weil ich dachte ich heb mir die Wanne für später
auf, wenn die Schmerzen schlimmer werden aber ich bin dann doch relativ gleich rein,
hab noch Buscopan bekommen. Das Badezimmer war einigermaßen gemütlich
eingereicht, mit Dekopflanzen und Badeöl, was ich irgendwie merkwürdig fand. Es
hätte auch ein Radio gegeben (da ist uns auch aufgefallen, dass wir die Kreissaalmusik
vergessen haben, eigentlich sollte Bob Marley mit). Ich sollte jetzt 2h in der
Wanne bleiben danach wieder CTG. Nach 1h hab ich nach der Hebamme geklingelt
weil ich mich in der Wanne nicht wirklich wohl gefühlt habe. Die Minuten, in
denen ich keine Wehen hatte waren in der Wanne zwar sehr angenehm aber während
der Wehen, die jetzt alle 5 min kamen, konnte ich die Wehen im Liegen nicht gut
wegatmen. Hab mich aber überzeugen lassen es noch eine Weile zu probieren. Eine
halbe Stunde später hab ich dann doch darauf bestanden rauszukommen, was auch
gut war weil mir dann erstmal ziemlich schwindelig wurde.
Ich war jetzt bei 4cm.
Anschließend wurde ich irgendwie mehrmals gefragt ob ich was gegen die
Schmerzen bekommen möchte oder eine PDA will, mit der Aussage „niemand müsste
hier leiden“. Ich hatte immer noch das Gefühl ich müsste mir die Schmerzmittel
für später aufheben hab aber dann ziemlich schnell meine Meinung geändert und
hab dann über den Zugang ein Schmerzmittel bekommen, wo mir schon gesagt wurde,
dass es den Schmerz nicht unterdrückt aber leichter macht. Das ganze sollte 2h
wirken. Es wurde erst auch leichter allerdings mit der Zeit haben sich die
Wehen auf alle 1,5min und auch im Schmerz deutlich gesteigert, so dass ich
zwischen meinen 2-3 min langen Wehen nicht wirklich Zeit hatte mich zu erholen.
Auf meine Frage ob die Wehen noch häufiger werden, hieß es: nein nur stärker. Nach
2h war die Wirkung des Schmerzmittels weg. Zwischendurch hab ich immer wieder
so krass gezittert, dass meine Zähne aufeinander geschlagen haben, mir war aber
nicht kalt es war nur Erschöpfung. Ich war bei 6cm.

Also doch eine PDA

Als ich dann gefragt wurde
ob ich eine PDA will, wollte ich erst wissen ob es nicht zu spät sei „Nein,
oder haben sie das Gefühl, dass sie Pressen müssen – nein“ und ich wollte
wissen wie lange es denn noch ungefähr dauern würde? Antwort: es können 2 oder
auch 12h sein, mir war klar 12h schaffe ich in meinem jetzigen Zustand nicht
mehr bzw. dann hab ich keine Kraft mehr zum Pressen. Also PDA, obwohl ich schon
etwas Angst vor den Nebenwirkungen hatte. Innerhalb weniger min war der
Anästhesist da. Ich bekam erstmal 11ml und für später eine Art Fernbedienung wo
man sich selber 3ml spritzen kann. Der erste Schuss hält so 2-3 h. Da ich mich
schmerztechnisch im Himmel befand, (hätte ja nicht gedacht, dass der Schmerz
wirklich komplett weg ist) konnte ich sogar ein bisschen was essen. Eigentlich
war der Plan mit der PDA wieder rumzulaufen heißt ja schließlich „walking PDA“
ich hab aber mein rechtes Bein nicht mehr gespürt, also ich konnte meine Zehen
noch bewegen aber das war‘s auch der Rest war taub. Ich hab bestimmt 5mal
nachgefragt ob das auch wieder weggeht – ja ein paar Stunden nachdem der
Katheter wieder gezogen wird. Da die Wehen durch die PDA abgeschwächt werden
und man sie ja möglichst in Gang halten soll hab ich viel Zeit auf dem
Gymnastikball verbracht. Bis um 19:30 ging‘s so vor sich hin, die Wehen wurden
dann so schwach, dass ich einen Wehentropf bekommen hab. 7cm.
In der Zeit hab
ich dann auch angefangen die Wehen wieder zu spüren, aber kein Vergleich zu
vorher. So ging‘s weiter bis 22Uhr. Dann hatte unsere Hebamme Steffi leider
Feierabend und Laura die Hebamme von letzter Nacht hatte wieder Dienst, für uns
ein Glücksfall. Ich hatte endlich 10cm erreicht, allerdings war sie immer noch
nicht vollständig nach unten gerutscht. Die Hebamme meinte, dass das CTG nicht
gut aussieht, die Herztöne waren sehr hoch und sind danach wieder stark
abgefallen, ein Zeichen von Stress bei unserer Kleinen. Dann wurde der
Gynäkologe geholt, der meinte auch das CTG sähe nicht gut aus, er würde jetzt
aus dem Kopf unserer Kleinen in vivo
Blut abnehmen. Der pH-Wert war ebenfalls kritisch. Dann wurde der Oberarzt
geholt und der Anästhesist kam auch gleich mit. Der Oberarzt meinte auch es
wäre kritisch die Kleine hat Stress und sie müsste jetzt kommen. Ich hab
gefragt wie wir das machen und er meinte pressen, also hab ich gepresst zum
Glück hat Laura mir gesagt wie (hatte mich schon die ganze Zeit gefragt wie man
das eigentlich macht) tief einatmen und mit geschlossenem Mund drücken, hat aber leider nichts gebracht.

Saugglocke oder doch Kaiserschnitt?

Der Oberarzt meinte wir hätten jetzt 2 Möglichkeiten: Entweder
Saugglocke oder Kaiserschnitt. Ich war ziemlich ruhig, wahrscheinlich weil ich
mir davor schon immer gesagt hab, falls ein Arzt sagt es ist jetzt notwendig
das und das zu tun werde ich das nicht in Frage stellen. Hab gefragt was er mir
empfehlen würde (mit dem Hintergedanken, der sagt bestimmt Kaiserschnitt):
Seine Antwort: ich würde es mit der Saugglocke versuchen, sie sitzt zwar im
Beckeneingang aber ich glaube ich hab eine Chance. Damit war die Entscheidung
gefallen. Der Arzt meinte noch es wäre ihm lieber, wenn wir es direkt im OP machen
würden. Bis ich in den OP geschoben wurde hab ich nochmal versucht zu pressen. Ich
wurde für den eventuellen Notkaiserschnitt vorbereitet, auf dem Rücken liegend,
Beine hoch, Arme nach links und rechts ausgebreitet, neue Schläuche und ca 12
Leute um mich rum. Zum Glück hatte ich mich für die Uniklinik entschieden. Dann
war 4-5 Wehen lang pressen angesagt, ich sollte nochmal alles geben.
Zwischendurch hab ich gehört, dass irgendjemand zu meinem Mann gesagt hat, wo er
sich gleich hinstellen muss wenn ich die Vollnarkose bekomme. Ich hab mich nur
auf eine Schraube in der Decke konzentriert und gepresst und geschrien, nicht
weil es weh tat, sondern weil ich nicht anders konnte. Plötzlich war sie dann
beim sprichwörtlich letzten Versuch um 23:18 da (ca. 20h nach dem Blasensprung).


Sie war ganz klein

Ein kleines blutiges Baby voller Käseschmiere, mit perfektem Gesicht und
kleinen blauen Händen. Obwohl es mir selbst nicht so vorkam als wäre das jetzt
eine enorme Leistung gewesen, waren alle um mich herum doch sehr erleichtert
und begeistert
. Nach der U1 sollten wir noch wetten wie viel sie wiegt und wie
groß sie ist, ich hab 2500g und 47cm und meiner 2600g und 48cm geschätzt, wir
waren dann doch überrascht, dass es nur 2340g und 46cm waren, also doch ein
Frühchen
.

 

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3fach-jungsmami@gmx.at bei mir.

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