Geburtsbericht
Die Wochen im Mutterschutz verflogen wie nichts – nachdem schon vier Wochen um waren, hatte ich endlich alles erledigt. Alles war fertig und so konnte der Krümel endlich kommen. Mag sein, dass es eher an der sehr dünnen Nabelschnur lag und der Kleine einfach nicht mehr gut genug versorgt wurde. Aber ich bilde mir ein, dass er und ich jetzt einfach bereit waren und so ging es um 23 Uhr am 09.03.2015 los.
23 Uhr – 09.03.2015 Mein Mann kommt von der Dienstreise nach Hause und bei mir setzen die Wehen ein. Also sag ich meinem Krümelchen „Moment noch – Papa muss erst noch ein wenig schlafen, der steht das sonst nicht mit uns durch.“. Geflüstert – gestreichelt – gesagt und getan. Der Babybär beruhigte sich und bescherte uns noch einmal eine durchschlafene Nacht.
Nächster Tag – 10.03.2015 Der Mann steht auf und fährt zur Arbeit. Ich allein Zuhause begann den Tag mit ein wenig Recherche – welchen Abstand hatten die Wehen, wann sollte man ins Krankenhaus etc. Da mir langweilig war, die Wehen erst noch alle 10 Minuten kamen, backte ich noch fix ein paar Cake-Pops und wimmelte meine Mutter und Tante ab. Die beiden sind Zwillinge und merkten wohl, dass es soweit war.
17:15 Uhr nachdem ich den ganzen Tag mit dem Veratmen der Wehen verbracht hatte – an den Küchenschrank gestemmt und in die Knie gehend – war es Zeit sich noch einmal auf dem Sofa auszuruhen. Nicht mal 5 Minuten in liegender Position und es machte plötzlich Plop > ja plop – in mir drin! Die Fruchtblase war geplatzt und man merkte es tatsächlich. Was dann folgte sollte bitte von niemanden so nachgemacht werden – der korrekte Weg wäre einen Krankenwagen zu rufen und sich ins Krankenhaus fahren zu lassen > LIEGEND. Ich wählte den Weg meinen Mann anzurufen, der im Stau stand – also Plan B – ich rief seine Mutter an. 5 Minuten später standen die zukünftigen Großeltern vor der Tür. Der Opa ganz gelassen, strahlte eine Ruhe aus, die mir gut tat. Die Oma war eher das Gegenteil – aufgeregt, aufgelöst und mit Tränen in den Augen. Nachdem die Wehen jetzt alle 5 Minuten kamen, war die Ablenkung, die Oma beruhigen zu müssen, ganz willkommen.
18 Uhr – Ankunft im Krankenhaus Meine Hebamme untersuchte mich und teilte mir mit, dass es noch dauern würde, was nicht schlimm war, denn der Mann war ja sowieso noch nicht da.
18:30 Uhr – der Mann trifft ein Die Ärztin machte noch einmal einen Ultraschall und wollte irgend so ein Blatt ausgefüllt haben. Die Wehen kamen alle 5 Minuten und wurden immer heftiger. Sie nervte mich in diesem Augenblick so unglaublich – ich war alle 5 Minuten ganz mit mir beschäftigt und sie fragte gefühlte 100 Mal nach irgendetwas, was sie auf ihr Blatt schreiben müsse. Irgendwann hatten wir dann alles zusammen und konnten in das sogenannte Vorwehen-Zimmer.
19 Uhr Ich bekam einen Schmerztropf und sollte mich erst einmal ein wenig erholen. Mit der vierten Wehe unterm Schmerztropf schaute ich meinen Mann an und sagte sehr laut zu ihm, dass er jemanden holen müsse. Innerhalb der letzten 20 Minuten hatte sich mein Krümel bereit gemacht zu uns zu stoßen. Die Hebamme kam und sagte „Sie bekommen jetzt ihr Baby.“ Ich war völlig desillusioniert und dachte: „Jetzt? Ich denk es dauert noch? Und wir wollten den Tropf doch noch runterregulieren, wenn die Schmerzen weniger würden? Vor einer Stunde hieß es noch es würde noch dauern? Also jetzt. Jetzt! Jetzt?“.
19:30 Uhr – die Geburt Die Hebamme gab den Kurs vor und wir folgten brav. Einen Kreißsaal von innen habe ich nie gesehen – wir blieben im Wehenzimmer. Von den knapp 50 Minuten ist nur noch wenig greifbar – es ging so schnell und je weiter das Ereignis in die Ferne rückt, desto weniger real wirkt es. Ein paar Details:
3. Ich bin gerissen, es ging alles zu schnell. Der Schmerz war stechend und trat gegenüber den anderen Schmerzen hervor.
4. Meine Kraft reichte zu Beginn nicht, sodass die Ärztin sich auf meinen Bauch warf – ich merkte ihren Druck nicht, oder erinnere mich nicht an das Gefühl – die Hebamme wies sie aber schnell wieder an mich allein weitermachen zu lassen.
5. 20:19 Uhr – haarscharf an der PrimeTime vorbei war er endlich da. Aber ich hörte und sah ihn nicht – Panik kam in mir hoch – ich fragte, was los wäre – wurde aber sofort beruhigt, er musste erst einmal die Nabelschnur um den Hals entfernt bekommen und ankommen.
6. Ich wurde genäht – ich zitterte am ganzen Körper – ich war erschöpft und erleichtert. Das Nähen bereitete mir Schmerzen. Trotz Betäubung tat es so weh – ein Riss zweiten Grades – ich weinte aufgrund der Schmerzen.
Auch wenn die Geburt schmerzhaft und nervenaufreibend war, war sie der Grundstein für ein wunderbares Leben zu dritt. Nachdem ich mich mit einigen Muttis über ihre Geburten ausgetauscht hatte, wurde mir bewusst, dass eine Geburt wie ein Fingerabdruck ist. Keine verläuft gleich – sie sind alle einzigartig.