Ich kann mich noch gut erinnern, als ich mir das erste Mal dachte: „Ich werde nie so wie du“. Es ging damals nur um eine Kleinigkeit -ein blöder Streit mit meiner Mutter, aber es hatte mich damals einfach so genervt, dass ich mir vorgenommen hatte selber nie so zu sein, sollte ich mal eigene Kinder haben. Damals wollte ich tatsächlich nie Kinder haben. Das ganze ist jetzt fast 20 Jahre her und seitdem hat sich viel verändert und wenn ich ehrlich bin, bin ich meiner Mutter ähnlicher geworden als ich jemals wollte. Inzwischen höre ich den Satz „Ich werde nie so wie du“ schon von meinen eigenen Kindern. Ob sie wohl ihre Vorsätze besser einhalten können als ich?
Ich werde nie so wie – von Vorsätzen und der Realität
Eigentlich ging es auch damals schon immer nur um Kleinigkeiten, die Teenager halt einfach so nerven. Ich verstand nie warum meine Mutter sich so sehr an meinem nicht aufgeräumten Zimmer störte oder was im Himmel nun so schlimm daran wäre, die Hausaufgaben vor dem Fernseher zu machen. Ich habe mir immer vorgenommen nie so zu werden, sollte ich mal Kinder haben. Ich dachte immer, es wäre dann ja ihr Problem wäre das Zimmer unaufgeräumt und dreckig. Ich dachte damals wirklich so etwas würde mich kalt lassen und absolut nicht stören. Warum auch?
Heute – fast 20 Jahre später und 3 eigene Kinder reicher – kann ich nur eins sagen: Ich bin absolut wie meine Mutter. Manchmal erschrecke ich mich fast, wenn ich genauso klinge wie sie damals. Es wäre fast so als würde meine Mama aus mir sprechen. Aber nun verstehe ich endlich was sie immer gemeint hat und versuche halt auch es bei meinen Kindern umzusetzen.
Den Satz „ich werde nie so wie du“ hätt ich mir also echt sparen können, denn tatsächlich bin ich meiner Mutter sehr sehr ähnlich geworden. Was ich absolut nicht schlimm finde, denn nun bin ich ja selber Mutter und verstehe ihre Ansichten. Stattdessen höre ich nun diese Worte von meinem großen, wenn ich ihn bitte seine dreckige Kleidung vom Boden des Zimmers zu entfernen.
Ich bin ihr sehr ähnlich geworden
Fast täglich höre ich nun schon von unserem großen, dass ich ungerecht bin, alle anderen Kinder mehr dürfen als er und ich eigentlich e nur mehr nerve. Es sind genau die gleichen Dinge, die ich damals immer meiner Mutter vorgeworfen habe. Es liegen fast 20 Jahre dazwischen und doch ist eigentlich alles gleich. Ich denke jeder nimmt sich irgendwann mal vor nie so zu werden wie seine Eltern. Man will alles anders machen und dennoch übernehmen wir sehr viel von unseren Eltern. Wäre ja auch irgendwie traurig, wenn nicht, oder?
Viele schöne Dinge habe ich gerne übernommen. Andere haben sich einfach im Laufe der Jahre eingeschlichen und fühlen sich trotzdem richtig und gut an. Eigentlich ist es doch schön, meiner Mama so ähnlich geworden zu sein.
Erzählt mal: Gibt es etwas, was ihr euch vorgenommen habt, dass ihr ganz anders machen wolltet als eure Eltern? Bei mir war es ja das unaufgeräumte Zimmer…
eure Steffi
Ich werde bei meinen Kindern Schlagen nicht als Erziehungsmaßnahme anweden. Ich hab ihn schon mal gezwickt oder weggeschubst, wenn er mich gehauen oder geschubst hat. Aber ich mach es nicht wie meine Mama zum alltäglichen Standarderziehungsmittel gegen alles. Gegen Nicht gehorchen, wie gegen Traurigkeit. Nein. Sicher nicht.
Ich werde die Persönlichkeit meines Kindes nicht brechen. Ich achte genauestens darauf, dass er auch eine Meinung, einen Willen und Gefühle haben darf und ich bemühe mich sehr, ihm so oft wie möglich sich selbst seine Wünsche erfüllen zu lassen.
Ich werde mein Kind nicht von jeder Form der Bewegung fernhalten. Ich ermögliche es ihm, rauszugehen, auf den Spielplatz, zum Sportverein, ins Schwimmbad,… Er darf laufen und Fahrrad fahren, oder mit dem Roller. Er darf klettern und herumrennen. Und nicht nur am Wochenende, sondern immer und jeden Tag.
Ich werde mein Kind nicht von sämtlichen Freunden und Sozialkontakten fernhalten, bis es sich so verkorkst verhält, dass es nicht mehr in der Lage ist, Freundschaften zu schließen. Ich versuche ihn dazu zu motivieren, sich mit anderen Kindern zu treffen, spontan, auf dem Spielplatz, draußen, bei uns. Auch ohne wochenlange Vorankündigung.
Ich werde niemals einen Garten haben. Denn ich will gar nicht in die Versuchung kommen, mein Kind allein in einem Garten einzusperren, wo es keine Freunde treffen darf und kein Spielzeug hat. Mein Kind darf raus. Und frische Luft gibt es nicht nur in Einzelhaft im umzäunten Garten.
Ich werde nicht so wie sie. Naja. Doch. Ich würde meine Kinder gern so bedingungslos lieben wie sie. Immer für sie da sein. Ihnen Reisen und Erfahrungen in fernen Ländern ermöglichen. Immer nur das Beste für sie tun. Ich bin oft wie meine Mama. Und zum Glück auch oft nicht.